Autor Thema: Batteriepolklemmen  (Gelesen 6163 mal)

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Offline Ralf A.

Re: Batteriepolklemmen
« Antwort #10 am: 03. Dezember 2015, 10:20:27 »
Besonders Induktive Lasten erzeugen beim abschalten Spannungsspitzen, die in gegenläufiger Richtung fließen.
Das was am Batteriepol passiert, ist noch gering gegenüber dem, was beim Schalten vom Innenlüfter oder Scheibenwischer passiert. Da wären auch noch die ZV, Benzinpumpe, und vor allem der Kühlerlüfter. Alles induktive Schwerverbrecher.

Hallo Patrick,
das trifft genau den Kern der Sache, allerdings gibt es da noch einen weiterem Faktor:
Die Batterie wirkt wie ein riesengroßer Kondensator mit sehr geringen Innenwiderstand. Sie übernimmt die Funktion, die Spannungsspitzen wegzudämpfen. Und hat damit die Hauptaufgabe, die Bordspannung zu stabilisieren. In dem Moment, wo man die Batterie abklemmt, ist auch dieser Überspannungsschutz weg. Auch wenn man alle Verbraucher ausschaltet, funkt es immer nach beim Anklemmen/Abklemmen der Batterie. Das ist sicher nicht durch die kleinen Ruhestrom von den nicht stromlos geschalteten Elektronikkompenenten zu erklären. Mittlerweile liegen soviel Kabelbaum im Auto, das an div Stellen Induktivitäten entstehen.

Es gibt hin und wieder mal auch hier im Forum Beiträge, dass der Motor unsauber gelaufen ist, und die Ursache eine kranke Batterie war. Der Grund dafür ist, das eine defekte Batterie nicht mehr die Aufgabe übernehmen kann, solche Impulse wegzudämpfen. Das führt dann zu Funktionsstörungen der ECU und in schlimmeren Fällen zu Defekten.

Zusätzlich sollte man auch nicht übersehen, dass das Steuergerät nach einer Stromabschaltung sämtliche individuelle Anpassungsparamater an den Motor verliert und wieder neu erlernen muss. Klemmt man die Batterie nach jeder Fahrt ab, fährt man praktisch nur noch mit einen schlecht eingestellten Motor, was zu Ablagerungen im Motor und im Kat führen kann.


In eins sind wir uns wohl alle Einig. Das Entladen der Batterie muss verhindert werden. Nichts tun ist der schlechteste Weg.
Aber das regelmäßige Abklemmen bringt doch einiges an anderen Konsequenzen mit, was vielen nicht bewusst ist.

Vielen erscheint das Abklemmen als cleverer Weg, dabei ist die weitaus besserer Lösung mit dem Erhaltungslader Problemlos einsetzbar, weil das Fahrzeug eh in der Garage steht.
Ich kenn sogar Leute, die Mangels Garage ein Solarpanel auf Instrumentenbrett legen, um die Batterie im Freien mit Erhaltungsstrom zu versorgen.

Viele Grüße
Ralf


Offline luschipuschi

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Re: Batteriepolklemmen
« Antwort #11 am: 15. Januar 2016, 17:18:49 »
Ich habe gestern bei Thorkild durch Zufall dieses Thema angeschnitten.
Seiner Erklärung nach sind bei unseren "alten Kisten" die Steuergeräte bei abgezogenem Zündschlüssel stromlos geschaltet, demzufolge kann es dort auch zu keinen Schäden durch Spannungsspitzen kommen.

Anders sieht es da bei Fahrzeugen mit Bodycomputern aus, die auch bei abgezogenem Zündschlüssel noch (eine gewisse Zeit) aktiv bleiben, wie z.B. bei meinem Alfa. Beim betätigen der Fernbedienung öffnet sich nicht nur die ZV, sondern auch die Innenbeleuchtung dimmt langsam hoch, die Instrumentenbeleuchtung geht an und das Display zeigt alle relevanten Daten. Dann kommt das Thema Can-Bus noch dazu, da habe ich bei meinem Alfa auch schon die tollsten Sachen erlebt! :shock:
Bei moderneren Fahrzeugen muss sogar eine neue Batterie "neu angelernt" werden.

Zum Glück gibts in unseren Barchettas diesen ganzen elektronischen Firlefanz nicht.
Den Gebrauch eines Trennschalters hält Thorkild für absolut unbedenklich. Ich werde ihn also weiterhin benutzen.

Grüße aus Flensburg
Jockel
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Offline Ralf A.

Re: Batteriepolklemmen
« Antwort #12 am: 18. Januar 2016, 22:45:51 »
Seiner Erklärung nach sind bei unseren "alten Kisten" die Steuergeräte bei abgezogenem Zündschlüssel stromlos geschaltet, demzufolge kann es dort auch zu keinen Schäden durch Spannungsspitzen kommen.

Hallo Jockel,
ich will da niemanden zu nahe treten, aber das ist nicht richtig, dass die Steuergeräte stromlos geschaltet sind.
Die kennst sicher auch die zahlreichen Beträge, dass man die Batterie bei streikender Wegfahrsperre eine Nacht abklemmt und es dann wieder klappt. Genauso das Rücksetzen des Steuergerätes zum Neuanlernen bei div. Problemchen.
Wie sollte das funktionieren, wenn die Geräte tatsachlich stromlos wären?
Wenn du mal den Schaltplan studierst, wird du sehen, dass viele Steuergeräte, natürlich auch die ECU, sowohl am geschalteten Plus wie am Dauerplus liegen. Die eigentliche Stromversorgung liegt am Dauerplus, das geschaltet Plus vom Zündschloss dient dem Steuergerät nur als Information, das die Zündung eingeschaltet wurde und es jetzt aufwachen muß.
Wird vom Steuergerät das Dauerplus weggenommen, verliert es seine angelernten Informationen.

Um zu illustrieren, was es mit den angelernten Informationen auf sich hat, gehen wir mal 40 Jahre zurück, zu den Vergasermotoren:
Bei der Montage wurde den Vergaser eine vorgegebene Grundeinstellung verpasst. Die eine Einstellschraube wurde z.B. eingeschraubt und dann 1 1/2 Umdrehungen wieder aufgedreht, eine andere vielleicht 2 3/4 usw.
Mit dieser Grundeinstellung war dann sichergestellt, dass der Motor anspringt.
Bei der Endkontrolle wurde dann das Fahrzeug an div. Prüfgeräte gehangen, und bei Testlauf dann die div. Einstellschrauben angepasst, wie Leerlaufdrehzahl und Gemisch usw. Bei jeder Inspektion wurden dann Vergasereinstellung kontrolliert und ggf. korrigiert.
Bei der Bar gibst da nichts mehr einzustellen. Wie geht das?
Auch dem Steuergerät (ECU) ist eine Grundeinstellung einprogrammiert. Da gibt es aber heute viel mehr virtuelle Stellschrauben, man spricht von einer "Map". Aber genauso wie beim Vergaser müssen diese virtuellen Stellschrauben an den Motor angepasst werden. Die Motoren schleppen ihre Meßtechnik in Form div. Sensoren, allen voran die Lambda-Sonde ständig mit. Während der ersten Fahrten werden Korrekturparameter ermittelt, um die Default-Map an dem Motor anzupassen. Diese werden dann im weiteren Lebenslauf immer wieder korrigiert und nachgestellt.

Klemmst du die Batterie bei der Bar ab, verliert die ECU all ihre erlernten Werte. Der Lernprozess beginnt dann beim nächsten Start von vorne. Manche Motoren laufen schon relativ gut mit der Default-Map, da merkt man wenig von dem Lernvorgang. Anderen merkt man bei Losfahren mit kalten Motor dagegen schon deutlich an, das die Map noch einigen Korrekturbedarf hat. Denn im Kaltlauf ist die Lambdasonde noch nicht wirksam, und da ist dann der Motor am stärksten von den erlernten Korrekturwerten abhängig.

Klemmst du die Batterie nach jeder Fahrt ab, läuft er relativ lange im schlecht eingestellten Zustand. Er muß ja erst die diversen Betriebszustände wieder durchlaufen. Und das bei jeder Ausfahrt. Selbst wenn du davon nichts wahrnimmst, weder zu magerer noch zu fetter Lauf ist gut für den Motor. 
 
Und warum das Ganze, wenn ich eine Steckdose in der Garage habe?

Gruß Ralf

Offline luschipuschi

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Re: Batteriepolklemmen
« Antwort #13 am: 20. Januar 2016, 15:04:02 »
Danke Ralf für deine "Hartnäckigkeit" ! :lol: Ziel erkannt.

Leider habe ich in meiner Garage keine Steckdose, sonst wäre das alles kein Problem.
Was also machen?
Ich habe in der Vergangenheit, seitdem ich meine Garage habe, keinerlei Probleme nach dem Batterieabklemmen, sei es der jährliche Winterschlaf oder das sommerliche Abklemmen. Der Motor sprang sofort auf Schlag an und lief normal.
Beim letzten "Frühlingserwachen" klöderten die Hydros ordentlich, offensichtlich waren sie über den Winter leer gelaufen, aber dank Zusatz von LM gehörte das Klappern schnell der Vergangenheit an. Dieses Jahr steht der ZR mit PV auf der to-do-Liste, in diesem Zusammenhang fliegen die Hydros raus und werden erneuert. Ich habe noch einen kompletten Satz liegen, den ich vor Jahren aus einer Werkstattauflösung für 4€/Stk gekauft hatte.

Wie ich das Problem mit der Batterie lösen soll, weiß ich noch nicht! Mehr fahren, ... etwa bei Regen? :shock: Nö. :lol:

Grüße aus Flensburg
Jockel
Jockel
(Geschichtenerzähler)

Offline fasanerie

Re: Betteriepolklemmen
« Antwort #14 am: 20. Januar 2016, 19:06:45 »
Hallo Jockel,
hast du keine Möglichkeit, die Bar in der Garage mit einen Erhaltungslader zu versorgen?

Der Vergleich mit Oldtimer hing einfach, denn die heutigen Oldtimer haben noch keine Steuergeräte.
Die Bar dagegen hat ca 5 Steuergeräte (je nach Ausstattung) und bestimmt 15 Sensoren.

Was vielen einfach nicht bewusst ist:
Es gibt zwei Dinge, die die Lebensdauer von Elektronik maßgeblich verkürzen:
1. Wärme
2. Spannungsschwankungen/Spannungsimpulse auf dem Bordnetz.

Bei Punkt 1 bist du den Herstellern ausgeliefert, und must vertrauen, dass die Entwickler die Geräte /Sensoren sorgfältig platziert haben.

Bei Punkt 2 hat der Eigentümer die Dinge in der Hand.
Spannungsschwankungen entstehen am extremsten, wenn man den Motor mit schwacher Batterie versucht zu starten
Die stärksten Spannungsspitzen entstehen beim Abklemmen/Anklemmen der Batterie! Eigentlich für jeden sichtbar und manchmal auch riechbar. Der Funke, ist das "Ende" eines Stromstoß durch das gesamte Bordnetz.
Das malträtiert Steuergeräte und Sensoren. Genauso wie beim Mensch halten die solche Misshandlung lange aus, um dann irgendwann ohne direkt ersichtlichen Grund zusammenzuklappen.

Die meisten Auto hier sind Liebhaberfahrzeuge, die man sich lange bewahren will. Gerade die Elektronik wird in einigen Jahren kaum noch zu ersetzen sein. Deshalb sollte man gerade die so pfleglich wie möglich behandeln.

"Mach ich immer schon so und hat nie Probleme gemacht" ist da etwas "Vogel-Strauss Politik".

Wer sein Auto wirklich noch lange fahren will, sollte sich auch über den schonenden Umgang mit der scheinbar nicht verschleißenden Elektronik machen.

Das heißt im einzelnen:

1.) Batterie immer schön voll halten. (vermeidet Spannungseinbrüche)

2.) Große Verbraucher (insbesondere Licht) beim Anlassen aus machen (vermeidet Spannungseinbrüche)

3.) Batterie nur bei Wartungsarbeiten/Reparaturen und natürlich in der Winterpause abklemmen (Vermeidung von Spannungs/Stromspitzen)

Das regelmäßige Abklemmen der Batterie hilft zwar bezüglich Nr,1, ist aber Kontraproduktiv bezüglich Punkt 3. Das Dumme ist zudem, dass die Steuergeräte auch im ausgeschalteten Zustand etwas Strom ziehen, es ist nicht nur das Radio, was die Batterie leer zieht.

Ich habe das bei meinen 2 Fiat-Coupes so geregelt. Die Coupes haben eine ungeschalteten Zigarettenanzünder, dass heißt, da liegt Strom dran, auch wenn die Zündung aus ist. Ich habe an einem Assmann Erhaltungslader ein langes Kabel und einen passenden Stecker montiert. Diesen stecke ich in den Zigarettenanzünderanschluß wenn die Bella in der Garage steht. Fertig. Einfacher als jede Schnellschelle an der Batterie und schont die Elektronik sowie den Motor, weil das Steuergerät nicht jedes Mal wieder neu anlernen muß.
Wer nicht die Möglichkeit hat, sollte überlegen, ob er es nicht doch hinbekommt, den Wagen alle 2 Wochen zu bewegen. Das ist nicht nur gut für die Batterie, sondern auch für den Rest des Autos.

Viele Grüße
Ralf