So, ich habe mir ein paar Gedanken zum Thema Aufbereitung/ Workshop gemacht. Ich werde dem "Geschichtenerzähler" nunmehr gerecht.
Ich weiß, das ist eine ganze Menge zu lesen. Der Interessierte bzw. die Workshopteilnehmer werden sich das mit Sicherheit antun (müssen). Ihr werdet feststellen, dass sich zwischen den Zeilen sehr viel Interessante Tipps verstecken.
Das sind alles Sachen, die ich beim Workshop im einzelnen vorführe und erklären werde.
Wer das liest und nachher meckert, hat selbst Schuld ... ich hab´euch gewarnt!
Aber dennoch viel Spass beim lesen.
Aufbereitung ist kein Hexenwerk!
Gruß Jockel
workshop 05/13
Schritte der Fahrzeugaufbereitung nicht nur für den Anfänger
1 Außenwäsche
Vorabreiten inkl. Motorwäsche:
Kanten, Ecken Falze einsprühen + Vorpinseln, Verdeckreinigung (je nach Verschmutzung muss eine Sonderbehandlung erfolgen/ Moos/ Baumharz pp. / ggf. Reinigung mit dem Nasssauger, ansonsten langt eine weiche Bürste oder ein Hara-Lappen/ Waschhandschuh). Wenn man meint, das Verdeck ist sauber (!), den Vorgang nochmals von vorne beginnen, ein nasses Verdeck sieht fast immer sauber aus!), Spiegel, Rückleuchten auspinseln, Windleitblech, Holme von unten, Felgen mit Felgenreiniger einsprühen und auspinseln (geht auch herrlich mit einer alten Klo-Büste oder einer Geschirrbürste/ auch von Innen, Bolzen nicht vergessen). Es werden drei verschiedene Felgenreiniger vorgehalten:
normal, mittel und harter Reiniger (Vorsicht, dieser ist stark ätzend, auch für die Atemwege, auch wenn er lecker nach Marzipan riecht!! ggf. Schutzmaske tragen!).
vor der Motorwäsche Ölzettel entfernen, feuchtigkeitsempfindliche Stellen schützen (z.B. mit einem Handtuch/ Isolierband pp.)
Motorraum und Motorhaube mit Reiniger einsprühen und Schmutz mit dem Pinsel anlösen/ auspinseln, abdampfen, auf die Ecken achten, die Lanze möglichst senkrecht halten, von oben nach unten arbeiten, Elektronik und Ventildeckel meiden, den Block nur von der Seiten dampfen. Der Dreck wird nur „abgewaschen“ nicht „weggedampft“. Sollte das Ergebnis nicht befriedigend sein, wiederholen und zwar solange, bis das Ergebnis zufriedenstellend ist.
Ihr werdet sehr schnell merken, wann ihr die Lanze falsch gehalten habt … ihr werdet nass …,
anschließend das Fahrzeug ordentlich abdampfen inkl. Radkästen; Fahrzeug von Hand waschen (2 Eimer-Methode ), ggf. Lack abkneten zum entfernen von Teer, Flugrost und Insektenresten (darauf achten, dass der Lack immer feucht bleibt, ansonsten gibt´s neue Kratzer, die Knete gelegentlich durchkneten, damit die Fremdstoffe in der Knete gebunden bleiben), bei stärkerer Verschmutzung mit Industriestaub oder Flugrost Behandlung mit Flugrostentferner.
Fahrzeug mit klarem Wasser abdampfen, trockenlegen/ Ledertuch. Es ist nicht schlimm, wenn beim ausdampfen der Türholme und Türen etwas Wasser in den Innenraum spritzt. Es ist nur Wasser, es trocknet wieder. Ihr braucht keine Angst davor zu haben!
Als Shampoo-Ersatz wird einfaches Spüli benutzt, da es Fett und Wachs löst. Für eine normale Fahrzeugwäsche ist es nicht geeignet. Es wird aber auch normales Shampoo vorgehalten.
Umschichtig die Fahrzeuge von Innen aussaugen, die Benutzung des Saugers ist kostenfrei!
Für die Benutzung des Dampfstrahlers bitte ausreichend 50-Centstücke mitbringen.
Tasterstellung des Dampfstrahlers wird erklärt, wenn der Waschvorgang unterbrochen werden soll. Sonst ist ruckzuck das Geld weg!
Schwerpunkt: Kontrollgriff Radkasten, je besser die Vorarbeiten, desto besser wird nachher das Gesamtergebnis. Insbesondere Fliegenleichen an der gesamten Fahrzeugfront, Felgen, Türinnenkanten (Fettreste/ Schmiere pp.), sonst muss später sehr zeitaufwendig nachgearbeitet werden!
Bitte aufpassen, dass die Reiniger niemals eintrocknen, das Fahrzeug daher immer schön feucht halten. Das kann im schlimmsten Fall zu Verätzungen auf dem Lack/ Felgen führen, ansonsten gibt es hässliche Läufer, die man ggf. auspolieren muss!
Schwerpunkt Motorraum
aufgrund schlechter Erfahrungen gilt grundsätzlich: Kerzendeckel demontieren und ggf. Kerzenschächte trockenlegen!!
Alu-Teile mit Akku-Pads auf Hochglanz polieren, Polierreste mit Tornador entfernen, Motorversiegelung ist nicht erforderlich, bei Bedarf Dämmmatte nachschwärzen, Fehlstellen mit Lackstift austupfen.
Plastikteile und Gummis mit Shinning pflegen,
Bei der Gelegenheit gleich alle Flüssigkeitsstände kontrollieren, Batteriepole nachfetten.
Motorversiegelung halte ich nicht vor, diese hat sich m.E. nicht bewährt.
Es langt wenn die relevanten Teile mit Shinning gepflegt werden.
Was sauber ist, glänzt von allein!
Diese Arbeitsschritte können nach dem Waschen erfolgen. Wenn Zeit genug ist, kann ggf. noch der Zündkerzendeckel gründlich von Oxidationsresten gereinigt und lackiert werden.
Schwerpunkt Lack:
Lackbegutachtung und Festlegung der Vorgehensweise, anschließend Fahrzeugvorbereitung, d.h. Entfernung von Teerflecken an den Flanken mit Teerreiniger und Putzlappen auf der Hebebühne in Augenhöhe; ggf. Entfernung von Flugrost/ Industrieschmutz mit Flugrostentfernen oder Knete,
den kompletten Lack mit Precleaner (Isopropanol ) und Mikrofasertuch reinigen. Dadurch werden alle alten Wachs- und Politurreste entfernt, man wird erschrocken sein, wie der Lack dann schon glänzt, wenn die ganze alte Silikonpampe entfernt ist,
ggf. muss der Lack an einigen Stellen nachgeknetet werden, darauf achten, dass der Lack dabei stets feucht bleibt (Detailer/Wasser).
Reste von U-Schutz/ Teer an den Radkästen und Holme mit Nitro entfernen, bitte vorher unbedingt Lackprobe machen!
Grundsätzliches:
Kratzerentfernung erfolgt durch Lackabtrag! Alles andere ist Blödsinn und sind nicht haltbare Versprechungen der Industrie!! Kratzer werden nicht mit Silikon oder Wachs zugeschmiert, sondern dauerhaft aus dem Lack heraus geschliffen.
Je gröber die (Schleif-)Politur, je härter das Pad, je höher der Druck, je höher die Drehzahl, desto höher der Lackabtrag.
Abstufung der Hilfsmittel:
Wasserschliff (2000/3000er), grobe Schleifpaste, feine Schleifpaste, Antihologrammpolitur, Maschinenpolitur, Versiegelung (Wachs oder Politur ohne Schleifpartikel)
Gefährdete Stellen abkleben! Schleifpolituren enthalten z.T. Kalk oder andere Schleifmittel, die möglicherweise Plastikteile oder Gummi dauerhaft verfärben können! Politurspritzer also gleich mit einem feuchten Lappen entfernen!
Gleichmäßig arbeiten, gleichmäßiges Schleifbild, gleichmäßiger Druck und Geschwindigkeit, niemals auf der Stelle polieren/ schleifen, verkanten des Pads vermeiden, immer für eine plane Auflage sorgen.
Die Poliermaschine niemals mit dem Pad selbst auf dem Boden ablegen! Sand oder andere Fremdkörper auf dem Pad ziehen schöne Kratzer in den Lack! Selbiges gilt für heruntergefallene Mikrofasertücher. Nehmt ein neues! Für das Finish wird ebenfalls ein neues Mikrofasertuch benutzt.
Aus gutem Grund habe ich von allen Mikrofasertüchern die „Waschzettel“ entfernt, die ziehen, wenn man nicht aufpasst, auch wieder herrliche Kratzer in den Lack!
Drehzahl der Maschine: Stufe 1, langsam steigern bis Stufe 2 oder 3. Das kann vom Lackzustand bzw. natürlich auch von der Handhabungssicherheit mit der Maschine abhängig sein. Die unterschiedlichen Drehzahlbereiche der verwendeten Poliermaschinen bzw. Drehzahlempfehlungen der Schleifpoliturenhersteller sind vorerst zu vernachlässigen.
Anfänger oder wenig Geübte bleiben erst einmal bei der kleinsten Stufe, bis sie etwas Handhabungssicherheit gewonnen haben. Man wird erstaunt sein, die Maschine will immer dahin, wo man sie gar nicht haben. Mit etwas Übung hat man aber schnell den „Dreh“ raus.
Besondere Vorsicht bei Plastik! Der Lack bzw. das Plastik könnte unter Umständen schmelzen (Plastik leitet die Wärme nicht so gut ab!). Polieren auf Augenhöhe (Hebebühne).
bauteilweise arbeiten (z.B. erst die Motorhaube).
Besondere Vorsicht gilt Steinschläge an den Stoßfängern, hierbei darauf achten, dass man die Fehlstellen nicht vergrößert, der Lack könnte u.U. abblättern! Also mit wenig Druck und Drehzahl herantasten. Wenn man sich nicht sicher ist, das gilt ebenfalls für andere schwer zugänglichen Stelle, lieber von Hand polieren. Das geht mit etwas Übung genauso gut, es ist nur etwas anstrengender.
Politurspitzer auf Plastikteilen/ Gummidichtungen/ Verdeck sofort entfernen. Wenn das Pad gesättigt ist, trocken läuft oder Schlieren zieht, Pad wechseln oder reinigen, es wird einfach mit Wasser und Spüli ausgewaschen, die überschüssige Politur wird einfach heraus geknetet, ggf. langt es Lack oder Pad mit Detailer oder Wasser anzufeuchten. Kontrolle zwischen den Schleifschritten mit Isopropanol und ggf. Tageslicht. Für einen perfekten Lack sind möglicherweise mehrere Schleifdurchgänge notwendig oder müssen ggf. wiederholt werden!
Den Lack bzw. das Lackbild aus verschiedenen Blickwinkeln/ Perspektiven/ Lichtverhältnissen begutachten!
Was vorher richtig schön aussah, kann bei einem anderen Lichteinfall auf einmal ganz anders aussehen.
Holme und Stoßstange von unten bzw. alle schwer zugänglichen Stellen von Hand polieren, ebenso die Einstiege, Türfalze, Motorraum und Kofferraumkanten und Deckel, Fehlstellen und Kratzer mit Schleifpolitur polieren.
Der Vollständigkeit halber: für die Poliermaschinen gibt es hierfür kleinere Polierteller und Pads oder kleine, pressluftbetriebene „Schleifhexen“.
Diese halte ich für Workshop aus Kostengründen nicht vor.
Felgen von Hand polieren (auch innen!), Radbolzen lackieren, Fehlstellen mit Felgenlack austupfen, Reifen und Gummi- bzw. Plastikteile mit Shinning pflegen.
Entfernen von Schleif- und Politurresten mit Tornador und Mikrofasertuch. Endkontrolle bei Tageslicht.
Gutes Licht ist beim Polieren bzw. bei der Endkontrolle des Lacks zwingend erforderlich. Helles Sonnenlicht entlarvt sofort jede Lackunregelmäßigkeit bzw. deckt jeden Pfusch auf!!
Lackstellen austupfen, entweder mit kleinem Pinsel oder bei kleineren Fehlstellen kann man die Spitze eine zusammengedrehten Tempos oder einen angespitzten Streichholz nehmen.
Das funktioniert prima!
Bei „High End“ kann man die einzelnen Fehlstellen noch mit 2000/3000er Wasserschliff plan-/ ausschleifen und den Lack bzw. die Umgebung der Fehlstelle mit verschiedenen Polituren wieder auf Hochglanz bringen.
Selbiges gilt für tiefe Lackkratzer (mit oder ohne Auffüllen der Lackverletzung).
Die Kratzer bzw. Fehlstellen sind dann kaum oder gar nicht mehr zu erkennen.
Hierfür ist aber sehr viel Erfahrung, Fingerspitzengefühl und sehr, sehr viel Zeit erforderlich!
Schwerpunkt Innenreinigung:
Ausräumen des kompletten Fahrzeuges (Reserverad und Wagenheber nicht vergessen), aussaugen,
Fußmatten und Matten reinigen (das geht prima mit dem Tornador, einer Bürste und einem Mikrofasertuch!!) und zur Seite legen,
Fußmatten kann man auch herrlich „ausdampfen“, mit Reiniger einsprühen, einwirken lassen und anschließend solange ausdampfen, bis nur noch klares Wasser heraus kommt.
Oder ganz einfach: ab in die Waschmaschine!
Total „verranzte“ Fußmatten können mit mattschwarzer
Farbe wieder auf Vordermann gebracht werden. Sie sehen anschließend aus wie neu!
Bodenwanne und Kofferraum nass wischen, ggf. nachsaugen, kompletten Innenraum mit Tornado reinigen, Sitze mit Tornador reinigen, ggf. muss shampooniert werden, ist aber meist, wenn man den Tornado richtig einsetzt, nicht erforderlich.
Sitzschienen pinseln bzw. wischen, Plastikteile/ Bodenwanne/ Kofferraum mit Kunststoffpflege versiegeln, das Armaturenbrett bleibt unberührt (es glänzt sonst wie eine Speckschwarte!!),
Fenster putzen, Heckscheibe auspolieren, Verdeck mit Tornado reinigen, ggf. ausbürsten, Einstiege mit Shinning schmieren, Türkanten auf Hochglanz bringen, alle Gummis pflegen,
Lederpflege/ Lederinstandsetzen.
wichtig: beim „schmieren“ ist manchmal weniger mehr!!
Mit System arbeiten, von oben nach unten, von vorne nach hinten, von links nach rechts, das spart Zeit und vermeidet „Doppelarbeit“.
Bei oberflächlicher Verschmutzung langt meist der Tornado, ansonsten muss insbesondere bei den Sitzschienen oder in Ecken und Kanten mit einem harten Pinsel nachgeholfen werden!
kritische Endkontrolle
Fahrzeugendkontrolle
Etwas vergessen? Schminkspiegel, Aschenbecher, Handschuhfach? War der Verdeckmechanikdeckel hoch? Filz von der Handbremse? Sitzschienen?
Was ist mit der Mittelkonsole, war der Deckel hoch? Antenne geschmiert?
Auspuffblende? Tankdeckel? Scheinwerfer? Felgenbolzen lackiert? Zustand Bremssättel? Spoiler und Diffusor?
Wie ihr jetzt festgestellt habt: Aufbereitung ist kein Hexenwerk, sondern viel Fleiß- und Schweißarbeit. Eine gute Aufbereitung lebt von der Detailarbeit.
Material:
Alles was im Haushalt geht, geht auch am oder im Auto: Spüli, Meister Propper, Schmutzradierer, Akku-Pads, Fensterreiniger, Viss (nicht für Lack!) u.v.m.,
Green-Star von Koch-Chemie als Universal- und Motorreiniger, je nach Verdünnung,
TexTec als Verdeckimprägnierung (es geht aber auch ein günstiger Imprägnierer von Cloppi/ je nach Einsatz des Fahrzeuges (Garagen- oder Laternenparker).
Shinning von Stockmeier oder Plast-Star von Koch-Chemie für die Kunststoff und Gummipflege, alles andere hat sich nicht bewährt und ist nicht empfehlenswert, da wasserlöslich!
Ledanol für die Lederpflege von Normfest (riecht ganz lecker nach Leder!); Colour-Lock für das Ledernachfärben, halte ich nicht vor.
Die verwendeten Polituren von Koch-Chemie sind gut und günstig und werden in vielen professionellen Aufbereitungen verwendet. Die Unterschiede zu 3M, Normfest oder anderen namhaften Herstellern sind wenn, nur gering.
Zur Versiegelung wird Lackpolish Rosa von Koch-Chemie verwendet. Dies ist eine gute und preiswerte Politur (kein Wachs!) mit guter Standzeit. Sie kann von Hand oder mit der Maschine als Maschinenpolitur verarbeitet werden.
Wachs hat i.d.R. einen höheren Glanzfaktor bei geringer Standzeit.
Als Teerentferner kann man auch Silikonentferner oder Waschbenzin benutzen.
Der Rest ergibt sich aus der Materialliste mit Nennung Preis und Anwendungsbereich/ Bezugsquelle.