Autor Thema: Wie und wann korrigiert das Steuergerät seine Werte?  (Gelesen 5565 mal)

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Offline Uli

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Wie und wann korrigiert das Steuergerät seine Werte?
« am: 17. März 2008, 15:23:57 »
Liebe Barchettisti, "was ich schon immer mal fragen wollte":

Wie arbeitet die "MPI-Anlage" (also die "Multi Point Injection"-Anlage, wie ich dank @JP jetzt weiß), d.h. die Selbstdiagnose-Einrichtung des Einspritzanlagen-Steuergeräts, genau?

Dieses MPI korrigiert doch selbst nach und optimiert nach irgendwelchen Messparametern aus der Selbstdiagnose, wenn ich das richtig verstehe; mit anderen Worten, stellt den Zündzeitpunkt nach - tut es noch mehr?

Tut es das schon bei laufendem Motor, sozusagen online, oder erst offline beim nächsten Einschalten der Zündung oder beim Anlassen des Motors?

(Manchmal habe ich das Gefühl, der Motor läuft etwas rauer als sonst, dieses Gefühl legt sich dann aber wieder nach einigen km - deswegen die Frage.)

Uli
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Offline Mille Miglia

Re: Wie und wann korrigiert das Steuergerät seine Werte?
« Antwort #1 am: 17. März 2008, 15:33:59 »
Zitat von: ULH
Wie arbeitet die "MPI-Anlage" (also die "Multi Point Injection"-Anlage, wie ich dank @JP jetzt weiß), d.h. die Selbstdiagnose-Einrichtung des Einspritzanlagen-Steuergeräts, genau?
Dieses MPI korrigiert doch selbst nach und optimiert nach irgendwelchen Messparametern aus der Selbstdiagnose, wenn ich das richtig verstehe; mit anderen Worten, stellt den Zündzeitpunkt nach - tut es noch mehr?
Ja, es tut noch mehr! ;)
Das Steuergerät kann z.B. die Alterung der Lambdasonde bis zu einem gewissen Grad ausgleichen, indem es die Werte kontiuierlich anpasst. Erst wenn die Werte aus dem vorprogrammierten Fenster herauslaufen, setzt die Steuerung einen festen Einheitswert und schaltet ins Notlaufprogramm.

Zitat
Tut es das schon bei laufendem Motor, sozusagen online, oder erst offline beim nächsten Einschalten der Zündung oder beim Anlassen des Motors?
sozusagen online! Die Soll- und Istwerte werden ständig abgeglichen.

Zitat
(Manchmal habe ich das Gefühl, der Motor läuft etwas rauer als sonst, dieses Gefühl legt sich dann aber wieder nach einigen km - deswegen die Frage.)
Die Anpassung wird nicht immer wieder neu gemacht, sondern die Werte werden abgespeichert. Beim Neustart sollte da also nichts gravierendes verstellt werden. Das ist ein schleichender Prozess, den du als Fahrer sicher nicht spürst.
Sogar unser Hund ist gechipt!
Bringt aber nix, säuft genausoviel wie vorher und schneller isser auch nicht geworden... :snoopy:

Offline Uli

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Re: Wie und wann korrigiert das Steuergerät seine Werte?
« Antwort #2 am: 17. März 2008, 15:49:34 »
Danke für die schnelle Antwort!

Das Steuergerät kann z.B. die Alterung der Lambdasonde bis zu einem gewissen Grad ausgleichen, indem es die Werte kontiuierlich anpasst.

D.h., die Messwerte werden kompensiert? Aber welche Regelwerte werden dann geändert? An welcher Stelle greift das Steuergerät im Motorprozess in?

Es gibt doch eigentlich nur 4 Stellglieder am Ende der Prozesskette bei dem Barchetta-Motor: Steuerzeiten der Ventile, Zündzeitpunkt, Luftzufuhr und Benzineinspritzung. An welchem dieser Parameter wird eingegriffen?

(Ventilsteuerzeiten fallen ja wohl weg - das übernimmt ja der überaus hochtechnische Phasenversteller. ;-) Andererseits heißt der offiziell auch "Spritzzeitversteller": Was ist da mit "Spritzzeit" gemeint? Ich hätte vermutet, die Benzineinspritzung. Aber DIE wird doch vom Phasensteller nicht beeinflusst - oder?)
:irre:
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Offline doc-vinylski

Re: Wie und wann korrigiert das Steuergerät seine Werte?
« Antwort #3 am: 17. März 2008, 15:58:10 »
Mille hat es ja schon auf den Punkt gebracht.  8)
Grob gesagt besteht eine solche Anlage aus drei Hauptgruppen:

- Sensoren
- Aktuatoren
- Steuergerät

Die Verschiedenen Sensoren (Lambdasonde, Drosselklppenpoti, Kühlmitteltemperaturfühler, etc...) melden ihre Werte an das Steuergerät. Das Steuergerät wertet diese Daten kontinuierlich aus und Steuert die Aktuatoren (Einspritzventile, Zündspulen, Fehlerlampe, etc...)

Dabei werden Kennfelder zur Berechnung herangezogen. Ausserdem werden gewisse Bauteile überwacht (z.B. Labdasonde). Weicht ein Wert auserhalb einer festgelegten Toleranz ab, wird ein Fehler gesetzt, teilweise auch die MIL (Fehlerlampe) angeschaltet.

Wie Mille schon gesagt hat werden bis zu einem gewissen Wert auch Korrekturen vorgenommen, beispielsweise die Lambdasonde. Diese Korrekturen werden gespeichert damit die Adaption nach einem Neustart wieder verfügbar ist. Meist wird die Adaption erst wieder neu berechnet wenn das Steuergerät stromlos war oder der Fehlerspeicher gelöscht wurde.
孔子说: 谁晚煞车,当然速度比别人快。 (Konfuzius sagt: Wer später bremst, ist länger schnell.)

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Offline doc-vinylski

Re: Wie und wann korrigiert das Steuergerät seine Werte?
« Antwort #4 am: 17. März 2008, 16:03:27 »
Danke für die schnelle Antwort!

Das Steuergerät kann z.B. die Alterung der Lambdasonde bis zu einem gewissen Grad ausgleichen, indem es die Werte kontiuierlich anpasst.

D.h., die Messwerte werden kompensiert? Aber welche Regelwerte werden dann geändert? An welcher Stelle greift das Steuergerät im Motorprozess in?

Es gibt doch eigentlich nur 4 Stellglieder am Ende der Prozesskette bei dem Barchetta-Motor: Steuerzeiten der Ventile, Zündzeitpunkt, Luftzufuhr und Benzineinspritzung. An welchem dieser Parameter wird eingegriffen?

(Ventilsteuerzeiten fallen ja wohl weg - das übernimmt ja der überaus hochtechnische Phasenversteller. ;-) Andererseits heißt der offiziell auch "Spritzzeitversteller": Was ist da mit "Spritzzeit" gemeint? Ich hätte vermutet, die Benzineinspritzung. Aber DIE wird doch vom Phasensteller nicht beeinflusst - oder?)
:irre:


Spritzzeitversteller ist eher etwas irtümlich ausgedrückt, das gab es bei alten Dieselmotoren mit mechanischer Einspritzpumpe.

Eine Verstellung erfolgt Drehzahabhänig bei der Zündung. Da bei höheren Drehzahlen immer weniger Zeit bleibt um das Gemisch zu zünden (Die Brenndauer aber fast gleich bleibt) muss die Zündung bei zunehmender Drehzahl immer früher erfolgen damit kurz vor OT die gesamte Zylinderfüllung verbrennen kann.
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Offline Uli

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Re: Wie und wann korrigiert das Steuergerät seine Werte?
« Antwort #5 am: 17. März 2008, 16:10:52 »
Hmm - auf die Gefahr hin, dass das jetzt ein Fernlehrgang zur Motorsteuerung wird (was Ihr natürlich jederzeit abbrechen könnt):

"Steuerung der Einspritzventile"? Aber die Steuerzeiten werden doch von der Nockenwelle gesteuert. Nimmt auf die die Motorsteuerung Einfluss??

"Steuerung der Zündspulen"? Im Zylinder kann sich doch auch das nur als Änderung des Zündzeitpunktes bemerkbar machen (theoretisch wäre ein Änderung der Spannung des Zündfunkens denkbar - aber das wird m.W. doch nicht realisiert.)

Alle Motorsteuerungen müssen sich letzen Endes doch im Verbrennungsraum, also im Zylinder, auswirken, egal, wo die primären Stellglieder/Aktoren sitzen.

EDIT:
Eine Verstellung erfolgt Drehzahabhänig bei der Zündung. Da bei höheren Drehzahlen immer weniger Zeit bleibt um das Gemisch zu zünden (Die Brenndauer aber fast gleich bleibt) muss die Zündung bei zunehmender Drehzahl immer früher erfolgen damit kurz vor OT die gesamte Zylinderfüllung verbrennen kann.

Oha :shock:!
Und ich dachte immer, der Phasensteller wäre ein Nockenwellenversteller - habe ich so daneben gelegen???
« Letzte Änderung: 17. März 2008, 16:17:26 von ULH »
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Offline doc-vinylski

Re: Wie und wann korrigiert das Steuergerät seine Werte?
« Antwort #6 am: 17. März 2008, 16:18:21 »
EINLASSVENTILE:

Werden mechanisch von der Nockenwelle angetrieben und durch den berühmten Phasensteller Angesteuert vom Motorsteuergerät, verstellt durch Öldruck und der berühmten Feder) in der Steuerzeit beeinflusst. Durch die Einlassventile gelangt das Gemisch in den Brennraum.

EINSPRITZVENTILE:

Spritzt in Abhängigkeit der verschiedenen Parameter eine vom Motorsteuergerät berechnete Menge Kraftstoff in den Ansaugkanal vor das Einlassventil ein.

Der Phasensteller verändert nur die Steuerzeiten der Einlassnockenwelle um eine bessere Zylinderfüllung bei niedrigen Drehzahlen zu bewirken. Der frühere Zündzeitpunkt wird einfach durch ein früheres Ansteuern der Zündspulen ausgelöst.
« Letzte Änderung: 17. März 2008, 16:22:43 von doc-vinylski »
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Offline Uli

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Re: Wie und wann korrigiert das Steuergerät seine Werte?
« Antwort #7 am: 17. März 2008, 16:35:00 »
Danke für die Geduld.

Ok, Einlassventiel und Einspritzventil sind mir jetzt durcheinandergeraten, sorry (ansonsten ist mir die Arbeitsweise eines 4-Takt-Motors schon noch geläufig ;-))

Recht hatte ich aber doch damit, dass
a) der Phasensteller die (Einlass-) Nockenwelle und nicht die Zündung steuert,
b) die Steuerung der Zündspule durch das Steuergerät nur den Zündzeitpunkt verändert
- korrekt?

Bleibt also doch die Ausgangsfrage nach den eigentlichen Aktoren des Steuergerätes am Ende der Steuerstrecke:

Unklar ist mir jetzt z.B. noch: Greift die Steuerung auch am Phasensteller an, wie Du schreibst? Hat der einen elektrischen Signaleingang? Ich dachte, das wäre ein rein mechanisches Teil ...
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Offline doc-vinylski

Re: Wie und wann korrigiert das Steuergerät seine Werte?
« Antwort #8 am: 17. März 2008, 16:40:18 »
Unklar ist mir jetzt z.B. noch: Greift die Steuerung auch am Phasensteller an, wie Du schreibst? Hat der einen elektrischen Signaleingang? Ich dachte, das wäre ein rein mechanisches Teil ...

... das mit Öldruck verstellt, und mit Federkraft zurückgestellt wird. Der Ölzufluss zum verstellen wird von einem Magnetventil geregelt und das wird vom Motorsteuergerät angesteuert. Die Verstellung erfolgt dann hydraulisch, die Rückstellung mechanisch.
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Offline Uli

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Re: Wie und wann korrigiert das Steuergerät seine Werte?
« Antwort #9 am: 17. März 2008, 16:44:44 »
... das mit Öldruck verstellt, und mit Federkraft zurückgestellt wird. Der Ölzufluss zum verstellen wird von einem Magnetventil geregelt und das wird vom Motorsteuergerät angesteuert.

Hey, super, jetzt haben wir's (zumindest diesen Teil meiner Frage) - DAS wollte ich schon immer mal wissen!
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