Hallo Erfinder1970,
ganz so ist es auch nicht mit Deinem Porsche-Bsp.
Thema große Bremsscheiben:
Größere Bremsscheiben bedeutet auch dass der Bremssattel weiter vom Drehpunkt des Rades entfernt ist, ergo größeres Bremsmoment. Zudem haben größere Scheiben einfach mehr Maße um Wärme aufnehmen zu können. Wärme ist das Hauptthema warum eine Bremse den Geist aufgibt, sie überhitzt schlicht. Zum Thema thermische Stabilität von Bremsscheiben gibt es mechanische Punkte wie Innenbelüftung oder Löcher, aber auch spezielle Wärmebehandlungen (hochgekohlt), bzw. die Königsklasse: 2-teilige Bremsscheiben wo der Reibring aus Stahl/Carbon-Keramik mit dem Bremstopf aus Alu verschraubt ist. Das hat den Riesenvorteil, dass der Reibring seine Wärme nicht über die Nabe an das Rad weitergeben kann.
Bevor jedoch die Bremsscheibe den Hitzetod stirbt, überhitzen zumeist die Beläge.
Thema Mehrkolben Festsättel vs. Einkolben-Schwimmsättel:
Einkolben-Schwimmsättel beaufschlagen immer nur die Innenseite der Bremsscheibe mit Druck. Über die Sattelkonstruktion drückt sich die Innenseite des Sattels (der innenliegende Bremsbelag) quasi von der Scheibe weg, wodurch die Aussenseite des Sattels (äußerer Bremsbelag) auf die Scheibe "zuschwimmt". Das hat den Nachteil von ungleichmäßiger Druckverteilung der Beläge auf die Scheibe. Erkennbar in der Praxis daran, dass die Innenseite der Bremsscheibe mehr Verschleiß aufweist als die Außenseite.
Mehrkolben-Festsättel haben eigentlich immer viel größere Bremsbeläge als Einkolbenschwimmsättel, wodurch mehr Reibfläche auf die Scheibe einwirkt, ergo es schlicht besser bremst. Zudem bringen die vielen keinen Kolben den Bremsdruck absolut gleichmäßig auf die Scheibe auf. Weiters sind die Festsättel viel steifer wie die Schwimmsättel, wodurch der Belag besser genutzt werden kann, da er schön plan auf die Scheibe gedrückt wird.
Der absolut größte Vorteil von großen Bremsen ist jedoch gar nicht so zwingend der kürzere Nettobremsweg, sondern die viel bessere Dosierbarkeit, speziell wenn kein ABS vorhanden ist, bzw. die höhere Standfestigkeit. Dass eine großer Bremse zwingend deutlich kürzeren Bremsweg aufweist, kann nicht pauschaliert werden. Jedoch wenn die kleine Bremse nach z.B. 10 Vollbremsungen den Hitzetod stirbt, bremst die große Bremse meist munter weiter und geht nicht in die Knie. Wichtig in dem Zusammenhang ist auch noch die Luftzufuhr auf die Bremse.
Meine Praxiswerte stammen aus meinem Alfa Brera welchen ich rein auf der Rundstrecke nutze. Die OEM Bremse mit 305mm Scheiben und Einkolben-SChwimmsättel war nach einem halben Tag am z.B. Salzburgring völlig am Ende, trotz besseren Scheiben und Beläge. Jetzt mit Tarox 6-Kolben und 320mm 2-teiligen Scheiben bremst das den ganzen Tag vom feinsten. Die Bremse bekomme ich nie und nimmer klein, egal wie hart ich sie ran nehme.
Zu guter Letzt: richtig Bremsen will gelernt sein. Selbst die beste Bremse bring man um bei Fehlbedienung.
Richtig ist: wenig, kurz und heftig Bremsen. Das erzeugt nur Hitze an der Scheiben/Belag-Oberfläche, welche rasch abgebaut ist.
Falsch ist: viel, sanft und zaghaft Bremsen. Das wärmt jede Scheibe, jeden Belag irgendwann bis ins Innerste durch und kann im Fahrbetrieb kaum mehr wieder abgebaut werden.
LG Christian